Bericht

Von Apologetik bis zu zivilem Ungehorsam

Matthias Ackermann

Die Diplomarbeiten der Klasse IV wurden im Herbst 2022 geschrieben und am 5. Juni vor Interessierten präsentiert. Drei Studierende geben einen kleinen Einblick in ihr Thema.

Stefan Maag: «50 things to do before you’re 11 ¾»

Der Titel meiner Arbeit beschreibt eine «Bucket List»: Bis zum zwölften Lebensjahr sollen Kinder in der Natur 50 Aufgaben erlebt haben. Dieses Modell kommt aus England und feiert dort grosse Erfolge: Jedes Jahr gibt es Neuauflagen, die sich sehr gut verkaufen.

Meine Diplomarbeit untersucht, wie das Modell anwendbar gemacht werden könnte für die lokale Gemeinde. Ich berücksichtige gemeindeanimatorische und theologische Aspekte. Neben Outdoor-Aufgaben sollen z. B. auch inkludierende Aufgaben vorkommen mit generationen- und kulturverbindenden Elementen. Insgesamt leitete mich die Vision einer christuszentrierten Erlebnispädagogik.

In meiner Anstellung habe ich das Modell schon immer teilweise umgesetzt. Leider hatte ich nicht die Zeit, das Modell gründlich auszuarbeiten und zugänglich zu machen für Kirchgemeinden. Die Diplomarbeit liefert Anstösse: Wie könnte niederschwellig angefangen werden? Wie könnte mit einer Start-Up-Methode angefangen werden?

Martina Kloter: Zeit fürs Tanzen

Tanz als Ausdrucksform des Glaubens und seine Beziehung zur Kirche – so der Untertitel meiner Diplomarbeit. Ich ging der Frage nach, weshalb Tanzen in unseren Kirchen kaum Raum hat. Viele Menschen haben kein Problem damit, zu tanzen, wenn an einer Veranstaltung (Fest, Konzertlokal, …) Musik läuft. In vielen Kirchen hingegen sieht man während der Lobpreiszeit höchstens Leute, die dezent zum Takt der Musik wippen, aber kaum mehr. Warum?

Natürlich: (Freies) Tanzen in der Kirche braucht Mut. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass Tanzen lange mit Erotik assoziiert wurde und daher im Gottesdienst nicht gebilligt wurde bzw. generell bei vielen Christen verpönt war. Auf der anderen Seite zeigt die Bibel, dass Tanzen im Alltag und bei religiösen Anlässen eine grosse Bedeutung hatte. Zudem ist Tanzen auch wissenschaftlich betrachtet gesund und in uns angelegt.

Für mich ist Tanzen ein persönlicher Ausdruck der Freiheit und der Kommunikation mit Gott. Meine Diplomarbeit bietet eine Grundlage für ein Ja zum Tanzen im Gottesdienst.

Andreas Dölitzsch: KRUMP – Chancen und Risiken einer amerikanischen Tanzkultur

KRUMP ist ist ein ausdrucksstarker Freestyle-Tanz. Er entstand in den 2000-Jahren in Los Angeles, und ist unterdessen auch in der Schweiz angekommen. So auch bei uns im Hip-Hop Center Bern: Es gibt bei uns eine sog. Fam (Familie), die mit viel Hingabe und Disziplin regelmässig trainiert. KRUMP – ein Akronym für «Kingdom Radically Uplifted Mighty Praise» – hat christlich-charismatische Wurzeln. Ich wollte für meine Diplomarbeit die Chancen und Risiken ergründen. Als Indikatoren dafür wählte ich vier Funktionen der Gemeindeanimation: «Partizipation», «Inklusion», «Identitätsbildung» und «Verbindlichkeit».

An der Präsentation von Andreas Dölitzsch gibt Tim (Lil Sam) von der Sam Fam eine Kostprobe seiner Kunst.

KRUMP hat das Potenzial, jungen Menschen eine neue Zugehörigkeit ausserhalb der Herkunftsfamilie zu bieten. Sie können Teil einer selbstbewussten (körperlichen und psychischen) Kultur werden. Eine Krump-Fam hat einen exklusiven Charakter:

Die Mitglieder pflegen eine eigene Sprache, tragen eigene Kleidung und grenzen sich von der Hip-Hop-Kultur ab.

Die Risiken liegen in der hierarchischen Struktur, die der Leitperson sehr viel Macht gibt. Diese sogenannte Big-Person hat eine starke Vorbildfunktion, was beinhaltet, dass alle Beteiligten einer Krump-Fam ihren Namen von ihr erhalten. Wenn sie ihre Macht missbraucht und Leute manipuliert, kann KRUMP auch sektiererische Züge annehmen.

KRUMP ist eine starke Ausdrucksform: Für die einen ein Gebet, für andere eine Coping-Strategie, um negative Gefühle rauszulassen.