Drei Biografien, geprägt durch die Ausbildung am TDS Aarau: Eine Katechetin, ein pensionierter Suchtberater und eine Sozialdiakonin. Sie alle haben durch das TDS einen «Booster» erhalten, welches ihrer persönlichen und beruflichen Laufbahn Schwung gab.
Stephanie Burkhart
Was bewirkt die Ausbildung am TDS Aarau in der Biografie von Menschen? Stephanie Burkhart sagt es so: «Das TDS war für mich ein neues persönliches Entwicklungsfeld. Die Ausbildung hat mir nochmals Schub gegeben nach einer Zeit, in der andere Rollen im Vordergrund standen: Mutter, Ehefrau, Pflegefachfrau.» Sie sei insgesamt eine reifere Persönlichkeit geworden. Eigenständigkeit, Selbstorganisation, Auftrittskompetenz sind Stichworte, die hier fallen: «Ich gewann an Zutrauen, übernahm Verantwortung für mein Lernen, bin strukturierter geworden.»
«Was hat das mit mir zu tun?» Immer wieder sei im Unterricht über diese Frage ausgetauscht worden. «Das viele Reflektieren hat mir gezeigt, wie ich ticke.» Insgesamt sei bei ihr generell die Freude am Lernen gewachsen.
Die Persönlichkeitsbildung scheint einen grossen Anteil auszumachen an dem, was durch die Ausbildung angestossen wurde und bleibt. Stephanie: «Ich musste oft meine Komfortzone verlassen. Es gab viele ‘erste Male’: Im Zelt übernachten und Orientierungslaufen in der Jugendarbeitswoche oder einen Input halten.» Neben ihrer Familie sei diese Ausbildung auch einfach anstrengend gewesen. «Aber die Anstrengung hat sich gelohnt!»
Mein Radius ist erweitert worden, ich musste oft meine Komfortzone verlassen – das hat mir rückblickend gut getan.
Ein besonderes Geschenk sei die Entdeckung ihrer Begabung gewesen: «In meiner berufsbegleitenden Tätigkeit entdeckte ich meine Begabung für die Arbeit mit Kindern.» Und sie ergänzt mit Blick aufs Zentrum der Ausbildungsgrafik (siehe S. 4): «Gott wandte sich mir zu: Er fand durch die TDS-Ausbildung einen Weg, wie ich an mein Potential herankomme – ohne dass ich explizit danach gesucht hätte.»
Was hat die Theologische Ausbildung angestossen? «Ich lese die Bibel anders als vorher. Mir ist z. B. der Zusammenhang wichtig geworden: Was meint ein Begriff genau? Welches war die Motivation eines Autors?»
Martin Schelker
Martin Schelker absolvierte die SEB (Schweizerische Evangelische Bibelschule – so hiess das TDS damals) im Jahr 1982. Vor seiner Anstellung beim Cevi hat das TDS ihm eine solide berufliche Grundlage gegeben. Danach arbeitete er als Jugendpastor und dann viele Jahre bei einem Sozialwerk. Seit zwei Jahren ist er pensioniert. Martins Erinnerungen zeigen auch, wie sich das TDS seither entwickelt hat.
Mit 20 hat sich Martin umgesehen nach Bibelschulen in der Deutschschweiz und in Deutschland, und das TDS hat ihn «gepackt». Die Ausbildung gab ihm einerseits theologisches Rüstzeug mit, anderseits war sie eine Lebensschule. Er meint dazu: «Das Zusammenleben während der Ausbildung war sehr lehrreich, manchmal auch schwierig. Was mir aber damals gefehlt hat: Das Reflektieren der Gruppenprozesse im Zusammenleben.» Er habe viel aus der Theologie mitgenommen. Auch wenn er Mühe hatte mit dem Griechisch, so könne er doch bis heute wenigstens einzelne Wörter nachschlagen und ihre Bedeutung erfahren.
Gleich nach dem TDS arbeitete er als Jugendarbeiter im Cevi, danach als Jugendpastor bei der Stadtmission Luzern. Und habe bis heute Anfragen zum Predigen. Die Laienpredigerlizenz erhielt er vor zehn Jahren, «auch dank dem TDS». Und vor kurzem habe er bei einer Vorbereitung einen TDS-Ordner hervorgeholt. Diese Frage habe ihn immer interessiert: «Wie muss eine Gemeinde sein, die Jugendliche anspricht?»
Die Ausbildung am TDS war eine gute Basis für weitere Ausbildungen in meinem Leben.
Seine Lebensberufung fand er dann in der Drogenarbeit. Er war Projektleiter eines Vereins, der eine Drogenarbeit im Raum Luzern aufbaute. «Das war eine spannende Zeit. Wir erstellten ein Konzept, suchten ein geeignetes Haus und starteten.» Daraus entstanden vier Häuser für unterschiedliche Zielgruppen. Der Verein ging 2010 über in die Novizonte Sozialwerke, die Martin bis zu seiner Pensionierung leitete.
Die Ausbildung am TDS sei eine Basis gewesen für weitere Ausbildungen in seinem Leben: Beratung, Coaching, Supervision, Heimleitung … «Ich bin drangeblieben», meint er dazu.
Auf gute Erinnerungen angesprochen meint er: «Von Dieter Kemmler habe ich sehr profitiert. Er hat uns das Neue Testament nahe gebracht, immer sehr engagiert!» Und die Episode der Köchin, die für die Studierenden damals kochte: «Sie hielt den Schlagrahm für den Apfelkuchen in der Küche zurück, bis wir sie lieb anschauten …»
Andrea Kwiring
Einen speziellen Weg ans TDS hatte Andrea Kwiring. Trotz ihrer Nähe zur Reformierten Kirche und ihrem Interesse an Katechetik war ihr das TDS suspekt. Dann tat sie zwei Dinge, von denen sie dachte, dass sie sie nie tun würde.
Als Briefträgerin in ihrem Erstberuf hatte sie täglich einen wortwörtlichen Berührungspunkt mit dem TDS: Sie arbeitete in Aarau und trug auch die TDS-Post aus. Sie kannte das TDS vorher nicht. In ihrer Erinnerung erschienen ihr die TDS-Leute damals als «komische Vögel»: «Was machen die da? Sind die alle Freikirchler?» hatte sie sich gefragt.
Auf der anderen Seite war sie verbunden mit ihrer reformierten Kirche Beinwil. Sie half ab und zu mit in einem Konflager. Der Pfarrer suchte eine Katechetin und fragte Andrea, ob sie Interesse hätte. Sie müsse noch eine Katechetik-Ausbildung absolvieren. Sie sagte zu und besuchte nebenbei jeweils am Mittwoch-Vormittag die Katechetik-Ausbildung – im Bullingerhaus Aarau, dem Haus der Reformierten Kirche Aargau.
Auf dem Weg dorthin ging sie jeweils am TDS vorbei.
Die Ausbildung fand sie spannend, aber sie wollte mehr davon. Ein Dozent habe ihr darauf empfohlen, Sozialdiakonie zu studieren. Andrea schnupperte am TDS und stieg ein.
«Es war ein Kulturschock», meint sie rückblickend. «Ich hatte bis dahin keine Berührungspunkte mit anderen Frömmigkeitsstilen.» So wurde das TDS für sie auch zur Lebensschule: «Ich musste lernen, Anderes zu akzeptieren.» Neu war für sie auch, dass man am TDS «nicht einfach hingeht, lernt, wieder nach Hause geht». Nein, man sei bereit gewesen, sich neu auszurichten und von anderen zu lernen. So ist ihr durchs TDS eine neue Welt aufgegangen.
Ans TDS geht man nicht einfach zum Lernen, und dann wieder nach Hause. Man ist auch bereit, sich neu auszurichten und von anderen zu lernen.
«Es ist der schönste Beruf der Welt. Ich kann meine Talente einbringen und habe viele Freiheiten», schwärmt Andrea über ihren Beruf als Sozialdiakonin. Sie organisiert gerade ein Programm für «Chil(l)e am See» – eine offene Jugendarbeit verschiedener Kirchen rund um den Hallwilersee. Sie schätzt die regionale Zusammenarbeit.
Daneben ist sie Vize-Dekanin («Kirchenpolitik ist häufig ein Türöffner»), Präsidentin des Diakonatskapitels Aargau («ich schätze den Austausch mit Sozialdiakoninnen und Sozialdiakonen») und ist Expertin und Mentorin bei den TDS-Katechetik-Prüfungen.
Andrea tat zweimal etwas, wovon sie früher dachte, dass sie es nie tun würde: Erstens am TDS studieren, zweitens seit 14 Jahren in der reformierten Kirche Beinwil arbeiten – dort, wo sie auch aufgewachsen ist.