Bericht

Kreativ im sozialdiakonischen Alltag

Matthias Ackermann

Sozialdiakonin Manuela Koller gestaltet Geschichten mit Bildern, Basteln und Ritualen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden so emotionale Zugänge zur Bibel und zu Gott.

«Wer ist Jesus für uns?» Eine Kinderwoche der Reformierten Kirche Oberentfelden ging dieser Frage nach. Im Klassenzimmer des Kirchgemeindehauses hängen seitdem fünf Collagen. Es sind Gemeinschaftswerke mit Beteiligung aller Kinder. Sozialdiakonin Manuela schuf mit einfachen Mitteln einen persönlichen Bezug. So z. B. bei der Collage mit der Aufschrift «Jesus, der Sieger» (siehe Bild). «Auf die Strahlen hat jedes Kind einen Wunsch geschrieben – und dann verdeckt hingeklebt.» So erinnern die Collagen die Kinder immer wieder an ihre Wünsche oder Ängste und bringen diese mit Jesus in Verbindung. «Zudem ist Jesus in diesem Raum sichtbar, wo neben dem Katechetik-Unterricht auch viele Sitzungen stattfinden», betont Manuela.

Die Wünsche der Kinder in den Strahlen der Auferstehung

Werdegang zur gestaltenden Sozialdiakonin

Die Kreativität wird Manuela schon als Kind geschenkt. Sie hilft ihr in Gefühlen der Einsamkeit, eine eigene Welt zu gestalten. Mit neun Jahren erhält Manuela einen ersten Dekorationsauftrag von ihrer Tante: Sie darf für eine Krankenstation eine Herbstdekoration basteln mit einem Budget von 50 Franken. So entstehen in Kürze Duzende kleine Igel.

Als Jugendliche wird Manuela angesteckt mit dem «Virus» von kirchlicher Jugendarbeit. In der Folge leitet sie in der  Besj-Jungschar der Freien Missionsgemeinde (FMG) Strengelbach mit, zieht dann in eine eigene Wohnung nach Brittnau und leitet viele Lager von Adonia mit. Über die FMG Strengelbach kommt sie in Kontakt mit TDS-Leuten und entscheidet sich für das Studium an der Höheren Fachschule TDS Aarau.

Die Klassengemeinschaft wird für Manuela sehr heilsam. Entgegen früheren Schulerfahrungen blüht sie hier auf und spürt: Ich gehöre dazu. Die Berufspraxis führt sie in die reformierte Kirche Egerkingen. In der Arbeit als Sozialdiakonin entwickelt sie ihre Leidenschaft für gestaltendes Arbeiten mit Menschen. Sie spürt mehr und mehr, wie Gott ihre Kreativität braucht, um Menschen emotional anzusprechen.

Mauern stürzen ein - echt!

Manuela möchte biblische Geschichten und Gottes Wahrheiten sinnlich erfahrbar, mit Händen anfassbar, «be-greifbar» werden lassen. Dieser Wunsch leitet sie zu Ideen, die manchmal aufwendig, oft aber auch sehr einfach umgesetzt werden. So inszenierte sie z. B. das Thema «Mauern» für einen Jugendgottesdienst: «Zur Vorbereitung haben wir im Team mehr als 60 Mauersteine aus Karton gebastelt und so eine Mauer auf der Bühne aufgestellt.» Im Gottesdienst wurden die Mauern zwischen Menschen thematisiert mit der Geschichte vom Zöllner Zachäus. «Unsere Berufung ist es, Brücken zu bauen und zu vergeben. Das war meine Botschaft. Zu einem passenden Lied und mit grossem Getöse und Freudenlärm stürzte die Mauer dann mitten im Jugendgottesdienst ein.»

Manuela will nicht nur reden über Bibelstellen. «Zu Jesus gehören» werde erfahrbar, wenn Kinder sich als Weintraube an den Weinstock kleben können – eine Symbolhandlung mit wenig Aufwand und grosser Wirkung.

Leuchtturm aus zwei Plastikbechern, etwas Klebeband und einer LED-Kerze: Jesus ist unser Licht und unsere Orientierung.

Botschaft bleibt hängen

Die Kinder einer neuen Klasse malen ein übergrosses Handy. Darauf ein Portrait von ihnen, darunter die Icons von ihren acht Lieblingsapps. Ein Bub ist unsicher, ob er eine bestimmte App aufführen soll – er schämt sich eigentlich dafür, möchte aber ehrlich sein. «Das war eine gute Gelegenheit für ein Gespräch über das, was uns wichtig ist – und ob dies ok ist», erzählt Manuela.

Manuela liebt es, Gottesdienste von A bis Z auf ein Thema hin auszurichten. So wird nach dem Gottesdienst zum Thema "Gott, unsere Burg" ein Burg-Kuchen präsentiert - und genossen. Oder das Thema Vertrauen: Am Ende des Gottesdienstes dürfen alle einen kleinen Karabinerhaken  mitnehmen. Monate später trifft Manuela eine Jugendliche, welche ihr stolz den Karabiner an ihrer Hose zeigt: „Ich habe ihn immer bei mir!“ So fliesst die Botschaft mit kleinen Give-Aways in den Alltag.

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Manuela Koller ist TDS-Absolventin und arbeitet seit 2015 in der ref. Kirche Oberentfelden als Sozialdiakonin. Zu ihren Tätigkeiten gehören u. a. kirchliche Unterweisung (Katechetik), eine Theaterwoche, eine Kinderwoche, Bastel- und Erlebnisnachmittage, Gemeindeferienwoche, Predigten.

An der HF TDS Aarau unterrichtet sie einen Teil des Katechetik-Moduls von Joël Studer, die Methodensammlung. Ab November 2022 besucht sie an der HF TDS Aarau die Nachqualifikation Gemeindeanimation HF.