
Hoffnung für uns und unsere Klientel …
Hoffnungskompetenz in der christlichen sozialen Arbeit fördern: Am 31. März 2023 fand am TDS Aarau eine Arbeitstagung der Christlichen Sozialen Arbeit (CSA) statt. Eingeladen waren Fachpersonen aus dem Umfeld von fünf Institutionen: ICP Wisen, HFS Zizers, Heilsarmee Sozialwerk, CISA (Netzwerk christlicher Institutionen der Sozialen Arbeit) und TDS Aarau.
Ziel der Tagung war, die Hoffnungskompetenz zu stärken. Und zwar als Fachpersonen sowie in Bezug auf die Arbeit mit der Klientel. Nathalie F., Mitorganisatorin der Tagung, forderte die Teilnehmenden heraus: «Was löst die Frage nach Hoffnung bei mir persönlich aus?» (weitere Fragen zur Selbstreflexion siehe Kasten). Als Mitarbeiterin in der Opferhilfe für Frauen und deren Kinder ist sie täglich darauf angewiesen, Hoffnung zu schöpfen. Im Austausch wurde klar, dass die eigene Sicht und das eigene Selbstverständnis entscheidend sind.

So z. B. Markus Röthlisberger von der Diakonischen Stadtarbeit Elim in Basel: «Ich muss mich immer wieder darauf besinnen, dass ich ein Hoffnungsträger bin.» Er erzählte, wie er selber durch eine Hoffnungsträgerin den entscheidenden Impuls zum Ausstieg aus seiner Drogensucht erhielt: «Ich hielt mich als Heroinabhängiger am Platzspitz Zürich auf. Schwestern des Mutter-Teresa-Ordens besuchten uns und versorgten uns mit Sandwiches. Einmal realisierte ich, dass sie aufs Tram verzichteten und zu Fuss zu uns kamen. Ich fragte eine Schwester nach dem Grund. Sie meinte: ‘Wenn ich zu Fuss komme, so bleibt mehr Geld übrig für die Sandwiches für euch.‘ Da hat es bei mir ‘Klick‘ gemacht. Für mich wurde plötzlich sichtbar, welch grosse Hoffnung diese Frauen für uns hatten.»
Im Austausch wurde die Spannung zwischen gesundem und ungesundem Optimismus erwähnt: «Bei aller Hoffnung – wir müssen die Realität der Klienten wahrnehmen. Nicht ihnen Hoffnung aufschwatzen, aber die Hoffnung in ihnen hervorholen.»
Unseren Klienten nicht Hoffnung aufschwatzen, aber die Hoffnung in ihnen hervorholen ...
Meine Hoffnungskompetenz
Sieben Fragen zur Selbstreflexion
Was löst die Frage nach Hoffnung bei mir aus?
Welches ist mein Zugang zum Gott der Hoffnung?
Wie kann ich stellvertretend hoffen, damit Hoffnung auch bei meinen Klienten geweckt wird?
Welches sind meine Quellen der Hoffnung? Wo kann ich meinen Hoffnungstank auffüllen?
Woran merke ich, dass ich meinen Hoffnungstank auffüllen muss?
Wie wird meine Hoffnung für andere sichtbar?
Was löst meine Hoffnung bei anderen aus? Habe ich eine funktionale Hoffnung oder eine erlebte, echte Hoffnung?
Statements von Teilnehmenden zum Thema Hoffnung
… bei Menschen mit Einschränkungen
Hoffnungsvoller Ansatz: «Was ist deine Einzigartigkeit?»
Falsch, weil defizitorientiert: «Was ist deine Behinderung?»
Falsch, weil leistungsorientiert: «Was kannst du besonders gut?»
(Philipp Wiskin)
Diese Haltung fördern: «Zu meinem Leben gehört diese Einschränkung. Aber sie macht mich nicht aus.»
(Gisella Bächli)
Krankheit/Einschränkung akzeptieren oder hoffen auf Heilung?
Gesunder Ansatz: «Akzeptieren einer Krankheit gibt Frieden. Daneben bleibt die Hoffnung: Heilung ist möglich. Aber den Weg zur Heilung kenne ich nicht. Hingegen ist es kräfteraubend, wenn die Krankheit nicht sein darf.»
(Gisella Bächli)
Die Frage nach dem Ziel ist entscheidend. Ist es das Ziel, dass die Person gesund ist, oder dass sie in eine Gemeinschaft integriert ist?
(Andreas Walker)
… bei schweren Schicksalsschlägen
Die Frage «warum ich?» hilft nicht. Schwierige Lebensumstände können ein Tool sein, damit ich verändert werde. Es gilt eine gesunde Balance zu finden: Sein «Joch» akzeptieren, aber es nicht als Ausrede für Selbstmitleid oder Handlungsverweigerung benützen.
(Stefan Wenger)
… zu Nähe – Distanz
Ich plädiere für professionelle Nähe – nicht professionelle Distanz. Reflektiert, aber nahe.
(Philipp Wiskin)