
«Mit dem Freiraum Familie hat die Kirchgemeinde Kloten einen gastfreundlichen und naturnahen Begegnungsort für Jung und Alt geschaffen, der Brücken baut zu Menschen, die sich in unterschiedlicher Nähe und Distanz zur Kirche befinden.» So beginnt die Ausschreibung eines Workshops der Projekttage Familie am TDS Aarau. Claudia Lips und Corina Hungerbühler von der Kirchgemeinde Kloten erzählen von ihrem innovativen Projekt.
In ihrer Broschüre wird der Freiraum Familie als «gastfreundlicher und naturnaher Begegnungsort der Familienkirche Kloten» beschrieben. Wie kam es dazu? Die Katechetin und Familienarbeiterin Corina Hungerbühler erklärt: «In unserer Kirchgemeinde gab es meistens nur punktuell Kontakte zu Familien – etwa im Zusammenhang mit dem kirchlichen Unterricht und Familiengottesdiensten. Also fragten wir uns: Was braucht es, dass die Kirche zu einem attraktiven Ort für Familien wird? Der Freiraum Familie ist unsere Antwort darauf. Das Projekt ist am Bedürfnis der Menschen orientiert.»
(Fast) immer offen für alle
Freiraum Familie enthält verschiedene Elemente zur Begegnung, zu kreativen Tätigkeiten oder zum Innehalten. Herzstück ist der Naturspielplatz. «Er ist aus Naturmaterialien gebaut und ermöglicht sinnliche Erfahrungen», so Claudia Lips. Die Jurte steht für Geniessen und Gemeinschaft. Sie enthält eine Kaffee- und Sirupbar, in der Mitte des Raums ist ein Sitzrondell für die Kinder eingerichtet. «Wir wollten Kindern diesen Platz in der Mitte geben. Sie sollen sich wohlfühlen», so Claudia Lips. «Kinder kommen oft auf dem Nachhauseweg von der Schule vorbei und trinken einen Sirup. Manchmal gibt es dabei spannende Gespräche.» Die Jurte ist wochentags täglich am Nachmittag von 15–18 Uhr geöffnet und wird von freiwilligen Mitarbeitenden bedient. Auch eine der drei Pfarrpersonen übernimmt einen halben Tag pro Woche das Kaffeebrauen bzw. Sirupmischen und liebt die Thekengespräche mit den Kindern.
Bewahren oder teilhaben lassen
Der Workshop regte an, über ein neues Modell von Kirche nachzudenken. Diese Begriffe waren immer wieder zu hören: Innovation, Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit, Beteiligung und Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen. Die Kirchenpflegerin Claudia Lips und Corina Hungerbühler sind beide Initiantinnen des Projekts. Beim Erzählen sprühten sie vor Begeisterung über neue Formen, Zugänge und Ausprägungen von Kirche. Sie nannten aber auch die Hürden, die es im Verlauf der fünfjährigen Entstehungsgeschichte gab: «Die grösste Hürde war die Befürchtung eines Teils unserer Kirchgemeinde, man wolle das Bestehende über Bord werfen.» Ihr Projekt hätte sich zwar nicht gegen bestehende Formen gerichtet, wollte jedoch den Kirchenbegriff sehr wohl ausweiten. Die Frage des «explizit» kirchlichen oder christlichen Anteils am Freiraum Familie sei auch immer wieder mehrfach diskutiert worden. Claudia Lips sagte es so: «Wir wollen niederschwellig sein. Das Angebot – Spielplatz, Jurte, Atelier – soll und darf für alle offen sein. Und doch: Wir verneinen unsere Zugehörigkeit zur Kirche und zu unserem christlichen Glauben keineswegs.» Sie erwähnte Angebote, die auch geistliche Nahrung anbieten. Immer liebevoll verpackt in einen Rahmen, kreativ anregend, im Gespräch oder in einem Raum, der zum Stillsein einlädt.
Wo brauchen wir als Kirche neue Formen, um für die Familien unseres Ortes da zu sein?
Hochwertig und naturnah
Die Ausführung der Bauten, aber auch die Präsentation in Broschüre oder im Internet sehen sehr professionell aus. Darauf angesprochen meint Claudia Lips: «Als Flughafengemeinde sind – oder waren wir wenigstens bis anhin – finanziell recht gut gebettet. Das gab uns die Möglichkeit, auch in eine hochwertige und nachhaltige Ausführung zu investieren.»
In Kleingruppen wurde ausgetauscht über das Mass an Innovation der Kirchgemeinden, in denen die Teilnehmenden beheimatet oder die Teilzeitstudierenden angestellt sind. Dabei wurde klar: Nicht jede Kirche kann ein solches Projekt auf die Beine stellen. Aber jede Kirche kann sich fragen: Wo brauchen wir neue Formen, um für die Familien unseres Ortes da zu sein?