Bericht

All inclusive ...

Matthias Ackermann

Für die Begegnungswoche verreisten alle vier Klassen und viele Dozierende ins Ländli nach Oberägeri. Sie verbrachten gemeinsam eine Woche in der Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion. Und erlebten Gemeinschaft beim Schlittschuhlaufen, Singen und Unterwegssein mit Fackeln. Drei Studierende geben einen Einblick:

Glaubens- und Lebenspluralität bringt ins Staunen über Gottes Liebe

Am Dienstagvormittag hatten wir Besuch von Tawn Mang aus Basel. Er hat uns von der schönsten Kirche der Welt erzählt. Oder anders gesagt: Was sie für ihn so einzigartig schön macht.

Die Evangelisch-reformierte Matthäuskirche in Kleinbasel öffnet seit über 30 Jahren die Kirchentüren für alle Menschen im Quartier und darüber hinaus. Gemeinsam mit den Besuchenden entstanden Angebote, welche sich an ihren Bedürfnissen orientieren. Im «Sonntagszimmer» beispielsweise kann sonntags von 8 bis in die Nacht hinein christliche Gemeinschaft erlebt werden – durch Gottesdienste, Theater und gemeinsames Essen. Menschen mit unterschiedlichen sozialen und ethnischen Hintergründen nehmen teil. Möglich machen dies die Lebensmittelabgabe der Schweizer Tafel, Beiträge verschiedener Stiftungen und über 100 Stunden Freiwilligenarbeit pro Woche.

Während der Woche werden niederschwellige Sozialberatung und verschiedene Arbeitsmöglichkeiten angeboten. Etwa in einer Lederwerkstatt, die ca. 30 Personen beschäftigt.

Tawn ist selber als Migrant von Burma nach einem Theologiestudium in New Delhi über Genf nach Basel gekommen. So liegt ihm das Thema Inklusion – also Teilhabe, Gleichwertigkeit und Zugehörigkeit – sehr am Herzen. Das Gebet und die diakonische Zuwendung zu allen Menschen standen am Anfang der neuen kirchlichen Ausrichtung in der Matthäuskirche. Dies mit dem Ziel, alle Menschen mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und sie zu befähigen, ihre Einzigartigkeit in die Kirche einzubringen. Das heisst auch, sie direkt für Aufgaben anzufragen. Gemeinsames Essen und geteilte, vom Leben Jesu inspirierte Freundschaft waren weitere Schlüsselfaktoren für den gelingenden Gemeindeaufbau.

Mir wurde neu bewusst: Freundschaft bedeutet auch gemeinsames Unterwegssein zu einem sinnerfüllten und lebensbejahenden Glauben – so wie die Jünger und Jüngerinnen, die mit Jesus unterwegs waren.
Jann Knaus Student Klasse II

Das Beispiel macht Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen, die Vielfalt der Menschen um uns zu entdecken und mit der Liebe Gottes in Berührung zu bringen. Beim Nachdenken über diesen Morgen wurde mir neu bewusst: Freundschaft bedeutet auch gemeinsames Unterwegssein zu einem sinnerfüllten und lebensbejahenden Glauben – so wie die Jünger und Jüngerinnen, die mit Jesus unterwegs waren. Und dass Glaubens- und Lebenspluralität in der Kirche auch zu einer Inklusion von Freude und Staunen über die grosse Liebe Gottes führen kann.

Jann Knaus, Klasse II

Tawn Mang aus Basel

Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du

Die Szene: Ein Mittagessen in der Begegnungswoche. Zwei Studentinnen, eine Dozentin und ein Referent sitzen an einem Tisch und geniessen die Essensgemeinschaft. Es wird hitzig diskutiert, lauthals gelacht und dann wieder ganz normal weitergegessen.

Ich beobachtete diese Tischgemeinschaft. Die Szene zog mich in den Bann. Ich sass da mit offenem Mund, weggefegt von der Geschwisterlichkeit, die ich in diesem Bild spürte. Jede Person brachte ihre Unterschiedlichkeit und Individualität mit an den Tisch. Alle kamen mit ihren Stärken, ihren Grenzen, ihren Unsicherheiten, ihren Triggern, ihrer Kompromissbereitschaft, ihrer Sturheit und Standhaftigkeit, ihrer Bedürftigkeit und ihren unterstützungsfähigen Händen. Alle kamen mit unterschiedlichen Eigenschaften – und doch waren sie alle gleich.

Sind wir nicht alle einfach bedürftige Menschen? Berufen, füreinander zu sorgen?
Ramona Fullin Studentin Klasse III

Sind wir nicht alle einfach Menschen? Ob wir auf der Bühne stehen oder auf dem Sofa sitzen, ob unerfahrener Student oder reflektierte Dozentin? Sind wir nicht alle einfach bedürftige Menschen? Berufen, füreinander zu sorgen? Aber was, wenn wir einander nicht so sehen? Wer fällt dann durch die Maschen? Eine herausfordernde Frage, die wir uns in jeder Gemeinschaft stellen müssen …

Ramona Fullin, Klasse III

Pause im Ländli oberhalb des Ägerisees

Die BEWO-Animation

Wenn ich von meiner Ausbildung zur Sozialdiakonin und Gemeindeanimatorin erzähle, dann erscheint oft ein fragendes Schmunzeln auf dem Gesicht meines Gegenübers: «Also was für eine ‘Animation’ machst Du genau?» Ich erwidere jeweils, dass dies nichts mit «Animatoren» zu tun hat, welche in Ferienanlagen zu guter Musik am Poolrand herumhüpfen. Es geht in dieser Ausbildung zwar schon um Bewegung; aber eher darum, Menschen in eine Gemeinschaft zu bewegen. Damit diese sich aktiv beteiligen und das Zusammenleben und Beziehungen mitgestalten.

Und doch hat unsere Ausbildung vielleicht etwas mit diesen «Ferienanimatoren» gemeinsam – zumindest in der Begegnungswoche (BeWo): Passend zum Motto des Rahmenprogramms – Kreuzfahrt – verwandelte sich das BeWo-Team zeitweise in «Ferienanimatoren». Sie unterhielten uns mit Theater und bewegten uns zum Mittanzen. Vor den Referaten wurde gesungen und zu einem Lied eine kurze Tanzchoreografie einstudiert.

Der Höhepunkt folgte am Abschlussabend mit der bekannten Fernsehshow «Wetten dass …?». «Thomas Gottschalk» und der Gründer der Show, «Frank Elstner» (von talentierten Studenten gespielt), moderierten durch die Sendung. Als Studiogäste waren der Skirennfahrer Marco Odermatt, Michèle Hunziker und der ehemalige Skispringer Simon Ammann (von Dozierenden gespielt) vor Ort und nahmen an den jeweiligen Wettabstimmungen teil. Die Abwechslung kam dabei nicht zu kurz: Von Badewetten im winterlich kalten See, über Liegestütz- oder Versteckspielchallenges bis zum Studenten-versus-Dozenten-Duell kamen alle auf ihre Kosten. Dabei wurden die Zuschauenden animiert und dazu bewegt, bei einigen Wetten und Zwischenspielen mitzumachen. Natürlich durften auch die Werbespots dazwischen nicht fehlen. Diese wurden in einem der zahlreichen Workshops vorbereitet und in der Show präsentiert. Das Publikum amüsierte sich prächtig und die Lachmuskeln wurden strapaziert ... So wurde Animation von Studentinnen und Dozenten gelebt und erlebt. Mit den Verkleidungen, den Schauspiel- und Tanzeinlagen fühlte man sich wirklich fast wie in den Ferien auf einem Kreuzfahrtschiff.

Nach der BeWo komme ich zum Schluss, dass unsere Ausbildung vielleicht doch manchmal etwas mit herumhüpfenden und verrückten «Ferienanimatoren» zu tun hat.
Céline Mosimann Studentin Klasse I

Nach dieser Begegnungswoche komme ich zum Schluss, dass unsere Ausbildung vielleicht doch manchmal etwas mit herumhüpfenden und verrückten «Ferienanimatorinnen» zu tun hat. Und dass all dieses Theatern, Tanzen und Lachen wohl an den etwa 80 Studierenden und Dozierenden liegt, welche sich in einer Begegnungswoche gegenseitig animieren und Ihre kreativen Talente ausleben!

Céline Mosimann, Klasse I

Morgenanimation auf der «Kreuzfahrt»