
Gemeinschaft leben und Wachstum fördern

Urs von Orelli ist gern mit Menschen zusammen. Über zehn Jahre war er in einer kirchlichen und offenen Jugendarbeit tätig. Er verliess diese fürs TDS und ist nun zu 40 % angestellt als Dozent sowie für «TDS-Innovationen».
Welches ist dein beruflicher Hintergrund?
Nach meinem Architekturstudium habe ich gemerkt: Das ist nicht meine Leidenschaft. Ich war schon viele Jahre ehrenamtlich im Cevi und in der reformierten Kirche tätig. 2010 wurde ich dann in der Jugendarbeit angestellt. Das hiess: Ich musste eine Ausbildung nachholen.
Und so kamst du mit dem TDS in Kontakt?
Ich hatte am TDS schon einige Kurse als Gaststudent besucht und war begeistert – logisch, dass ich am TDS studieren wollte. Aber Gott führte mich einen anderen Weg. Ich entschied mich für das Studium Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Soziokulturelle Animation in Luzern. Und nun darf ich doch noch – 10 Jahre später – am TDS sein.
Wie kam es dazu?
Dank meiner Ausbildung und meiner beruflichen Erfahrung wurde ich 2020 nebenamtlicher Dozent am TDS Aarau. 2021 durfte ich den grossen Teil des Studiengangs «Nachqualifikation Gemeindeanimation» unterrichten. Darauf erhielt ich sehr positive Feedbacks. So wuchs die Idee bei der TDS-Leitung, mich fest anzustellen.
Ich möchte die Studierenden ausrüsten für eine Kirche, die eine Antwort bietet auf heutige Nöte.
Was möchtest du am TDS bewegen?
Mich bewegt der Zustand der Kirche. Wie kann sie den Menschen mit ihren Bedürfnissen begegnen? Früher waren die Nöte vor allem materieller Art: Armut, Obdachlosigkeit. Heute sind es vermehrt soziale Erscheinungen: Beispielsweise die Einsamkeit im Alter oder auch psychische Probleme von Jugendlichen. Ich möchte die Studierenden des TDS ausrüsten für eine Kirche, die eine Antwort bietet auf solche Nöte.
Nun bist du zu 40 % am TDS angestellt. Wofür?
Zum einen Teil als Dozent. Ich unterrichte gemeindeanimatorische Inhalte und verantworte neu das Modul integrale Projektmethodik. Zum zweiten Teil bin ich beauftragt, «Innovationen» am TDS voranzutreiben: Wir wollen die Sozialräumliche Dimension in die Kirchen bringen. Dies soll geschehen durch Weiterbildungen und Beratungen.
Was gibt dir einen Ausgleich zu der Arbeit?
Dafür hatte ich tatsächlich bis jetzt kaum Zeit. Gerade in den letzten Jahren war mein Wochenpensum übervoll: Ich war zu insgesamt 90 % angestellt in der Jugendarbeit und am TDS; ich wirkte ehrenamtlich mit in unserer Kirchgemeinde; ich war zwei Tage pro Woche Hausmann und zuständig für unsere zwei Kinder – vier und zwei Jahre alt.
Das wird sich nun ändern. Ich bin «nur» noch zu 40 % angestellt. Mein Hausmannpensum erhöht sich deshalb: Neu wird meine Frau ihr Pensum erhöhen und für den Haupterwerb aufkommen. Insgesamt wird es für mich hoffentlich ruhiger.
Und vorher hast du noch eine Auszeit in Sicht.
Genau. Ich freue mich riesig darauf – und habe sie nötig. Ich werde insgesamt einen Monat in Korsika und Sardinien unterwegs sein: Zwei Wochen lang mit meinen Kindern, in der Hälfte kommt dann auch meine Frau Salome dazu.
Wie gestaltest du diese Auszeit?
Nach diesen vielen intensiven Jahren brauche ich diesen Break. Ich muss mich dem Thema Work-Life-Balance stellen. Ich werde in der ganzen Zeit nicht erreichbar sein – ausser für meine Frau. Neben der Zeit mit der Familie werde ich vielleicht Puzzles machen und Hörbücher hören. Dabei kann ich super herunterfahren.
Und: Ich möchte den Galaterbrief zu mir sprechen lassen. Ohne Bibelkommentar, sondern einfach darin lesen und mich Vers für Vers hineinziehen lassen. Der Galaterbrief passt zu meinem Lebensmotto: «Ich lebe Gemeinschaft und begeistere, damit Wachstum geschehen kann.» Ich möchte den Fokus neu legen: Auf die Gemeinschaft mit Gott und auf das Begeistert-Werden durch den Heiligen Geist. Dann geschieht Wachstum.
Das Gespräch führte Matthias Ackermann