
Der Masterplan – Beten mit dem Unservater

Das göttliche Lebensprogramm. Der Masterplan meines Lebens nimmt Mass am Meister Jesus Christus. Mit ihm stehe ich im Zentrum des Universums. Diesen Plan zu leben, ist ein Weg der Erkenntnis dem „Unser Vater“entlang. Von Dieter Kemmler.
Das «Unser Vater» führt uns zum Lebensprogramm des Meisters. Es ist ein göttliches Sanierungsprogramm mit dem Ziel, den Menschen in die Ebenbildlichkeit Gottes zurückzuführen (1. Mose 1,26f.). Ja, mein Leben soll im trinitarischen Gott verwurzelt sein, nicht in mir selbst. Aus dieser Quelle will ich handeln. Täglich darf ich das Lebenswasser trinken, das Gott umsonst gibt.
Sieben Entdeckungen
1. Die Berg-Predigt, oder Berg-Lehre, (Matth. 5-7) ist der Weg Gottes zur Wiederherstellung des Menschen in sein Ebenbild. Genau In der Mitte dieses Lebensprogramms von Jesus Christus steht das Gebet zum himmlischen Vater (Matth. 6,9-15, das «Unser Vater». Darin drückt Jesus aus, dass wir um das in der Berg-Lehre Verlangte und Verheissene bitten dürfen.
2. Oft steht in der Mitte meines Lebensprogramms mein Ich. Das deckt sich leider mit der neuesten und doch so alten Erkenntnis der Neuropsychologie. Karl Kriechbaum, Co-Autor des 2012 erschienen Klassikers "Der korrupte Mensch - ein psychologisch-kriminalistischer Blick in die menschlichen Abgründe", sagte in einem Interview: «Der Mensch ist von Natur aus korrupt: Es ist seit je ein Überlebens-, Fortpflanzungs- und Selektionsmechanismus, die eigene Macht zur Erzielung persönlicher Vorteile und zum Schaden anderer zu missbrauchen. Korruption steckt in unseren Genen, in unseren psychoneuronalen Steuerprogrammen." Von da kommen alle meine kleinen und grossen Schwierigkeiten. Mein Ich ist mein grösster Feind. Ich bin mir selbst der Mittelpunkt; das bekommt mir nicht. Noch immer leide ich an der Krankheit namens "Ich-Sucht", und zwar in dreifacher Weise.
Ehrsucht: Für das, was ich bin, tue und habe will ich geehrt, geliebt, anerkannt werden. Ich will, dass meine Argumente und Gedanken verstanden werden, dass man mir gerecht wird, dass ich bekomme, was mir gebührt. Erhalte ich diese Anerkennung nicht, bin ich beleidigt, eifersüchtig, reizbar, ungeniessbar.
Herrschsucht: Meine Macht, meine «Herrschaft», soll akzeptiert werden; ich will Macht ausüben. Geschieht dies nicht, vergelte ich „Auge um Auge, Zahn um Zahn». Ich zahle heim; wie du mir, so ich dir. Ich bin rachsüchtig.
Eigenwilligkeits-Sucht: mein Wille ist mir heilig.Es ist mir wichtig, dass getan wird, was ich will. Geschieht dies nicht, werde ich unwillig. Ich streike und verweigere mich. Ich kann mich nicht unterordnen. Ich kooperiere, wenn überhaupt, nur zögerlich.
In Krisen meldet sich dieses «alte Ich» lautstark. Darum bin ich auch für Herausforderungen dankbar. Dann wird mir ein Spiegel vorgehalten und ich werde gefragt: «Wer bist du wirklich?» Ich merke: Ich bin teilweise immer noch von mir eingenommen, das heisst gefangen, besetzt. Ich bin, der ich bin und was ich bin – aus mir selbst. Ich habe meine Identität in mir. Hier liegt der Grund meiner Probleme.
3. Mache ich aber das Lebensprogramm von Jesus mit dem "Unser Vater" im Zentrum zu meinem Masterplan, dann muss mein Ich allmählich aus dem Zentrum weichen – und damit auch die Schwierigkeiten. Dann macht er das Dunkel meiner Seele hell. Er erhört mein Gebet über Bitten und Verstehen. Dann beginnt die Quelle des Lebens und der Freude in mir zu sprudeln! Dann schenkt er meiner aufgescheuchten Seele das Heil, für das er mich geschaffen hat.
4. Im Leben ist keine Vollkommenheit zu erreichen. So wie man Physio- und Psychotherapie bei körperlichen und seelischen Problemen oft über lange Zeit benötigt, so brauche ich regelmässig, das heisst täglich, eine «Pneumatherapie» in der Gestalt des Gebets, speziell das «Unser Vater». Dabei erfahre ich immer mehr, dass nicht mehr das Ich im Zentrum steht, sondern der himmlische Vater. Über das Beten trete ich mit ihm in Kontakt und damit gleichzeitig mit all den damit verbundenen Zusagen; darin offenbart sich seine Herrlichkeit. Das ist ein lebenslanger Prozess. Die Abhängigkeit vom himmlischen Vater hört niemals auf. Mir ist die Pneumatherapie lebenslang verschrieben. Ich bin von Gott her gesehen ein Mensch "in Bearbeitung".
5. Alles wird täglich genährt mit dem Grundnahrungsmittel "Wort Gottes": «Danke Herr, öffnest du deine Lippen und sprichst auch heute durch dein Wort zu mir. Danke Herr, öffnest du meine Ohren, dass ich höre, wie ein Jünger hört. Danke Herr, tust du mein Verstehen auf und schliesst du auf dein heilig Wort für mich.»
6. Gott der Vater offenbart sich mir durch das «Unser Vater». Bete ich die Bitten so wie sie von Jesus gemeint sind – ernsthaft und gedankenvoll – dann gewährt Gott das, worum ich bitte und ich muss nichts dazu tun. So wirkt dieses Gebet fast "automatisch". Gott wirkt, worum ich ihn im Gebet bitte. Mein einziger Beitrag an diesem Geschehen ist das Bitten. Das ist vergleichbar mit dem «göttlichen Automatismus» beim Säen des Wortes Gottes (vgl. Markus 4,26ff). Was für das Wort Gottes gilt, gilt auch für das Gebet. Zwei Dinge gilt es an dieser Stelle festzuhalten. Zum einen: Das Gebet gehört in das abgeschlossene "Kämmerlein" (Matth. 6,6), das heisst in die Privatsphäre zwischen Gott und mir. Und zum anderen: Die Bitten des «Unser Vater» sind nicht wörtlich zu rezitieren, sondern sind die Traktandenliste für meine tägliche Begegnung, für meine "Arbeitssitzung" mit meinem himmlischen Vater. Jesus sagt: «In dieser Weise sollt ihr beten» (Matth. 6,9).
7. Das «Unser Vater» liegt exakt in der Mitte der Berg-Lehre. Was Jesus verheisst und fordert, darum dürfen wir im «Unser Vater» bitten. In der Beschreibung eines neuen Porsche stand: «Der Ort, an dem in einem Auto der Motor eingebaut wird, ist gerade für sportliche Fahrzeuge von - buchstäblich - zentraler Bedeutung. Bei den Sportwagen von Porsche sitzt der Motor entweder hinten oder in der Mitte. Und wenn die ganze Kraft aus der Mitte, also zwischen den beiden Achsen, entsteht, sei das für dynamisches Fahren optimal, sagen die Anhänger der Mitte-Motor-Religion". Ich bin ein Vertreter der «Mitte-Motor-Religion», wenn es um den Masterplan für mein Leben geht: Das Gebet ist die Mitte meines Lebensprogramms und das einzige Mittel für ein optimales dynamisches Leben aus der Kraft des dreieinigen Gottes. Wenn ich aus der Mitte meine Kraft gewinne und diese Mitte die Quelle des Lebens und der Freude in der Gestalt des «Unser Vaters» ist, dann hat das eine heilende Wirkung auf mein gesamtes Sein - auf Geist, Seele und Leib. Dabei bezeichnet die Mitte auch die beste Zeit des Tages, wenn mein Geist am "hellsten" ist. Die beste Zeit meines Tages ist für Gott, um mit ihm im Kontakt zu stehen - ist er doch mein Schöpfer, Erhalter und Erlöser.
Drei Bitten
Während es bei der Physiotherapie um Heilung des Körpers geht und die Psychotherapie die Seele betrifft, geht es bei der Pneumatherapie um den Geist. Diese Therapieform ist mir täglich verschrieben nach dem Rezept des «Unser Vater» und umfasst insbesondere drei Bitten.
1. Bitte
Geheiligt werde dein Name (= verherrliche du dein Wesen)! Ich bitte den Vater, dass er sich in meinem Leben mit seinem Wesen offenbart. Dass er hineinkommt in meine Schwachheit und mir Anteil schenkt an seiner Barmherzigkeit und Langmut. Durch diese Erfahrung werde ich umgestaltet. Mehr und mehr dem Vater gleich, dessen Wesen die Barmherzigkeit ist (2. Mose 34,6f.). Dabei befinde ich mich in einem Prozess der Wiederherstellung (work in progress) hinein in das Ebenbild Gottes. Ich lebe aus seiner Barmherzigkeit, die ich anderen weiterreichen kann: «Seid vollkommen (= reif) wie euer Vater im Himmel vollkommen ist (Matth.5,48)», sagt Jesus und: «Werdet barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist» (Lk. 6,36). So fliesst ein ständiger Strom der Barmherzigkeit vom Himmel in meine Umwelt. Damit sage ich der Selbstherrlichkeit, der Selbstverherrlichung und dem Richten und Verurteilen ab.
2. Bitte:
Dein Reich komme! Ich bitte Jesus als den Bringer des Reiches Gottes (Mk 1,15; Kol. 1,13), dass mich die Lebensgemeinschaft (die Joch-Gemeinschaft) mit ihm "ansteckt" mit Demut und Sanftmut. Nur von diesen zwei Reichs-Gottes-Werten sagt Jesus, dass ich sie von ihm lernen soll (Matth. 11,29): «Lernt von mir, dass ich sanftmütig und demütig von Herzen bin.» Das heisst, ich soll mir in der Lebensgemeinschaft mit Jesus Sanftmut und Demut zur Gewohnheit werden lassen. Sie sind wie die zwei Schienen eines Gleises, auf denen mein Lebenszug fährt. Es sind Haltungen, die mein Leben bestimmen sollen. Demut meint die Haltung gegenüber dem "Tun"(aktiv) des Guten, , also gegenüber meiner Leistung. Ich bin voller Dankbarkeit, dass Gott es mir ermöglicht, das zu tun, was ich tue. Dankbar bin auch gegenüber meinen Mitmenschen, bei denen ich dieses Gute tun kann. Auf diese Weise gebe ich der Selbstrechtfertigung (Selbstoptimierung) keine Chance mehr in meinem Leben. Ich rechtfertige mich nicht mit dem Guten, das ich tue. Ich bin schon vor und von Gott gerechtfertigt - durch mein Vertrauen in Jesus.
Eine wichtige Begleiterscheinung der Demut ist, dass ich lerne, den anderen höher zu achten als mich selbst (Phil 2,3). Sanftmut ist meine Haltung gegenüber dem Bösen in allen seinen Erscheinungsformen, also gegenüber dem "Leiden"(Passiv), gegenüber dem, was ich erleide. Ich will gegenüber Menschen, die an mir schuldig geworden sind, bereit sein zur Vergebung und Versöhnung. Auch will ich ständig bereit sein, meine Sorgen (das persönliche mir widerfahrende Böse, das Unrecht, die Krankheit) Gott abzugeben, weil er für mich sorgt (1. Petrus 5,7; Phil. 4,6). Das befreit mich, allen Menschen Freundlichkeit erweisen zu können (Phil. 4,5) und ihnen in ihrer Not beizustehen Phil. 2,4: «Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern ein jeder auf das der anderen” (vgl 1. Kor. 13,5).
3. Bitte:
Dein Wille geschehe! Ich bitte den Heiligen Geist um die Kraft der göttlichen Agape-Liebe (Römer 5,5) und die Erkenntnis des Willens Gottes (Römer 8,4; 13,8). Der ist zusammengefasst in der «Goldenen Regel» und entsprechend zu praktizieren (Matth. 7,12). Ihren Höhepunkt bildet die Feindesliebe (Matth. 5,43-48) und diese wiederum hat ihre Spitze in der priesterlichen Fürbitte für die Feinde (Matth. 5,44ff; Offb. 1,6). Wenn Jesus uns aufträgt, unsere Feinde zu lieben und dies primär bedeutet, für sie zu beten, dann erweisen wir ihnen durch solche Fürbitte den grössten Liebesdienst. Die Fürbitte ist die höchste Form der Barmherzigkeit. Denn die grösste Not der Feinde besteht in ihrer Trennung vom lebendigen Gott. Unsere Fürbitte bittet um die Versöhnung.
Gott, Jesus und der Geist wirken in mir durch göttlichen Kraftwirkungen. Sie bewirken einen Frieden und eine innere Freude, die weit höher sind als meine Vernunft. Sie bilden die Grundlage für mein tägliches Wandeln und Handeln. So bin ich ein "Salzwesen» als Voraussetzung für mein "Lichtsein" (Matth. 5,13-16). Dieses Wasser des Lebens – formuliert im «Unser Vater» - schenkt uns Gott umsonst (Offb. 21,6). Umsonst, aber nie vergebens. Es ist die Gnade Gottes, die im «Unser Vater» pulsiert.