Portrait

Das ist Sozialdiakonie!

Diverse TDS-Absolventinnen und Absolventen

Die einen treffen sich mit nähenden Frauen, andere bieten eine Sozialberatung für Menschen mit Migrationshintergrund an. Die einen schätzen die Flexibilität, andere heben die Vielseitigkeit oder die Teamarbeit des Sozialdiakonie-/Katechetik-Berufs hervor. Allen gemeinsam ist, dass sie ihren Beruf lieben!

I love Sozialdiakonie!

Ich übertreibe nicht. Für mich ist er, auch nach zwölf Jahren, der absolute Traumjob. Ich geniesse alle Vorteile der Selbstständigkeit und habe trotzdem ein geregeltes Einkommen. Durch die Jahresarbeitszeit kann ich (fast) jederzeit nach Hause gehen, wenn ein Kind krank ist (und ich habe drei). Natürlich gibt es auch Abend- und Wochenendtermine, aber die kann ich meistens selber weit im Voraus planen. Für mich ist mein Beruf sehr familienfreundlich. Ich habe ein Büro zum Arbeiten, aber manchmal sitze ich auch in einem Café oder arbeite von zu Hause aus. Oft organisiere und plane ich etwas und arbeite dafür alleine, dann habe ich wieder viel Action mit einer Menge Kinder um mich herum – langweilig wird es mir nie.

Ich arbeite in einer ländlichen Gemeinde. Da auch bei uns die Zahl der reformierten Mitglieder schwindet, stehen uns immer weniger Stellenprozente zur Verfügung. Aber wir haben eine engagierte Kirchenpflege, die es mir jedes Jahr ermöglicht, meine neuen Projektideen umzusetzen. Im Team der kirchlichen Mitarbeitenden ergänzen wir uns gut und unterstützen uns gegenseitig.

Unsere Kirche ist im Dorf beliebt und unsere Familienangebote erfreuen sich einer grossen Nachfrage. So kommen jedes Jahr 80 Kinder zum Ostereierfärben oder Weihnachtsbasteln.
Rebecca Altorfer Sozialdiakonin

Unsere Kirche ist im Dorf beliebt und unsere Familienangebote erfreuen sich einer grossen Nachfrage. So kommen jedes Jahr 80 Kinder zum Ostereierfärben oder Weihnachtsbasteln. Auch beim «Singe mit de Chliinste» ist der Saal immer voll. Mit dem Dorfverein Elternkreis und der Schule pflegen wir eine gute Zusammenarbeit. So dürfen wir über die Schule Werbung für die Erziehungsworkshops machen und sie schickt ihre Kinder zu uns in den «Ufzgitreff». Nach den Sommerferien startet unser neues Projekt «Spiele bi dir» und schon mit der wenigen Werbung, die wir dafür gemacht haben, stossen wir auf grosses Interesse. Vielleicht rufen uns bald nicht mehr nur die Unti-Kinder freudig zu, wenn wir durchs Dorf gehen, sondern auch die ganz Kleinen.

Rebecca Altorfer, 37, arbeitet als Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Rorbas-Freienstein-Teufen.

Raum für Neues

Projekte initiieren, die auf die elementaren Bedürfnisse der Menschen und ihre Nöte eingehen: Diesen Herzenswunsch trage ich schon lange in mir. Seit eineinhalb Jahren arbeite ich als Sozialdiakonin im Kreis elf der Stadt Zürich. Hier verliert die Kirche rasch an Bedeutung und kann nur durch sozialräumliche und bedürfnisorientierte Projekte weiterhin Menschen erreichen.

Unsere Sozialberatung wird häufig von Menschen mit Migrationshintergrund aufgesucht. Hier begegnen mir Armut, Einsamkeit und alltägliche Überforderungen. Angespornt durch die Nachqualifikation zur Gemeindeanimatorin HF träume ich davon, ein partizipatives Projekt in einem Quartier mit tiefem sozioökonomischem Status zu starten.

Ich träume davon, ein partizipatives Projekt in einem Quartier mit tiefem sozioökonomischem ­Status zu starten.
Claudia Lavanchy Sozialdiakonin

Derzeit arbeitet unser Sozialdiakonie-Team an einer Sozialraumanalyse, um individuelle Handlungsfelder für Quartiere und Zielgruppen zu ermitteln. Dabei setzen wir auf Begehungen, Kontakte mit Bewohnerinnen und Bewohnern sowie auf Prototypenprojekte. Dieser Prozess erfordert Zeit, Geduld und Gespräche. Auch Exnovation ist notwendig – das Beenden von Angeboten, die nicht den aktuellen Bedürfnissen meiner Zielgruppe entsprechen. Immer wieder reflektiere ich meinen Arbeitsalltag, um Prioritäten zu setzen und Raum für diesen Prozess zu schaffen. Erste Schritte auf dem Weg zu meinem Herzenswunsch sind getan, weitere sind geplant. Die Unterstützung der Betriebsleitung und Kreiskommission motiviert mich, trotz Hürden dranzubleiben. Die Chance, mit anderen Menschen Neues zu wagen, schätze ich am Beruf als Sozialdiakonin sehr.

Claudia Lavanchy, 41, arbeitet als Sozialdiakonin in den Bereichen Familien und Menschen mit Migrationshintergrund in der ref. Kirche Zürich Kreis elf.

Deutschkenntnisse verbessern, Wochenstruktur unterstützen, gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen: Claudia Lavanchy in ihrem sozialdiakonischen Arbeitsalltag.

Aufblühen fördern

Als Sozialdiakon tätig zu sein heisst in meinem Fall zum Beispiel, während den Sommerferien die Kinderwoche mit einer bunten Kinderschar und einem super Team zu leiten. Es war ein Highlight! Noch befasse ich mich mit Auswertung und Abrechnung, doch daneben laufen die Vorbereitungen fürs Konflager im Herbst schon auf Hochtouren. Und ich plane die Anlässe, die in den nächsten Wochen stattfinden: Jugendgottesdienst, Taizé-Feier, Sitzungen, Elterngespräche, Gottesdienst. Mein Beruf ist äusserst vielfältig und ich empfinde es als Privileg, ihn ausüben zu dürfen.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Zum Beispiel mit meinem Teilzeitpensum intensive Arbeitswochen und den Familienalltag gut zu organisieren, in einer Zeit des starken kirchlichen Wandels angemessene Ziele zu setzen oder verschiedenste Anliegen und Bedürfnisse von Menschen sowie die eigenen Ideen gut zu priorisieren.

Es sind Perlen meiner Tätigkeit, wenn junge Leute in der Mitarbeit aufblühen oder wenn ältere Menschen sich beim Erzählen aus ihrem Leben verstanden fühlen.
Jonas Marti Sozialdiakon

Meine Aufgabe ist es, Menschen zuzuhören, Lebenssituationen wahrzunehmen, Vertrauen zu schenken und den Menschen die Liebe Gottes nahe zu bringen. Es sind Perlen meiner Tätigkeit, wenn junge Leute in der Mitarbeit aufblühen oder wenn ältere Menschen sich beim Erzählen aus ihrem Leben verstanden fühlen. Und immer wieder erlebe ich, dass Gott Menschen ruft und braucht, die nicht in der vordersten Reihe stehen. Das zu fördern bereitet mir grosse Freude. Ich kann Menschen auf ihrem Lebensweg ermutigen und sie begleiten. Deshalb liebe ich meinen Beruf!.

Jonas Marti, 42, ist Sozialdiakon und arbeitet in der Ref. Kirche Birr.

Gottesreich im Wald bauen

Ich arbeite in meinem sechsten Jahr als Katechetin. Es macht mir Freude, mit den Kindern den christlichen Glauben zu entdecken. Ich versuche, immer offen zu bleiben für die Erklärungen und Überlegungen der Kinder. Es ist mir wichtig, dass die Kinder zu mündigen Personen werden, sodass sie vor der Konfirmation selbständig entscheiden können, woran und was sie glauben.

Wir unterrichten die Unter- und Mittelstufe jeweils im Team von zwei bis vier Katechetinnen. Auf diese Weise können wir unseren Unterricht erlebnisorientiert gestalten. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Wald- und Wiesenunti: Einmal im Monat treffen wir uns mit den 3.-Klässlern beim CEVI-Haus. Dort veranstalten wir Schnitzeljagden auf der Suche nach Johannes dem Täufer, die Kinder bauen in einem Waldstück ihr Gottesreich, wir erleben wandernd die Passionsgeschichte von Jesus oder sie suchen im Wald die Dreifaltigkeit von Gott.

In unserem Wald- und Wiesenunti veranstalten wir Schnitzeljagden auf der Suche nach Johannes dem Täufer, die Kinder bauen in einem Waldstück ihr Gottesreich, wir erleben wandernd die Passionsgeschichte von Jesus oder sie suchen im Wald die Dreifaltigkeit von Gott.
Ursina Walther Katechetin

Glücklicherweise kann ich in einem Team arbeiten. Im Team arbeite ich produktiver, kreativer und effizienter. Die Teamarbeit ermöglicht es auch, schwierige Situationen unmittelbar gemeinsam zu besprechen, uns auszutauschen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Noch vor ein paar Jahren konnte ich mir nicht vorstellen, als Katechetin zu arbeiten. Zu einsam erschien mir dieser Beruf. Doch in meinem Setting in Thalwil gefällt es mir. So arbeite ich gern. Ich habe feste Untitermine und Sitzungen im Team, doch in der Vorbereitung bin ich flexibel, zeitlich wie örtlich. Das schätze ich sehr.

Ursina Walther, 40, arbeitet als Katechetin in der Ref. Kirche Thalwil.

Ursina Walthers Katechetik-Unterricht im Freien

Für 65plus mit vielen Freiwilligen

Unserer Kirchgemeinde liegt es am Herzen, dass der christliche Glauben auf vielfältige Weise in Gemeinschaft gelebt werden kann. Das Einbinden und die Befähigung vieler Freiwilligen aus allen Generationen zeichnet unsere Kirchgemeinde besonders aus. «Nahe bei Gott – nahe bei den Menschen» lautet denn auch unsere Vision.

Mit meinen 85 Stellenprozenten betreue ich sämtliche Angebote im Bereich 65plus – rund zehn Angebote, die ich in unterschiedlichen Rollen verantworte: Altersheim-Andachten, der monatlich stattfindenden Mittagstisch, die Tanzgruppe, welche ich eher lose administrativ unterstütze.

Herausforderungen? Bei Routinetätigkeiten suche ich immer wieder Ansätze, um die Aufgaben (für mich) spannend zu halten. Mich abzugrenzen gelingt, wenn ich mich klar positioniere und erkläre, warum ich mich jetzt rausnehme und an einem Anlass nicht dabei bin. Wie in vielen Kirchgemeinden ist es herausfordernd, neue Freiwillige zu finden, wenn andere altershalber aufhören.

Es freut mich immer wieder, wenn Freiwillige sich bei mir bedanken. Sei es, weil ich sie zu etwas befähigen konnte, was neu für sie war.
Daniel Mörgeli Sozialdiakon

Es freut mich immer wieder, wenn Freiwillige sich bei mir bedanken. Sei es, weil ich sie zu etwas befähigen konnte, was neu für sie war. Oder wenn jemand vom freiwilligen Besuchsdienst einem Jubilaren oder einer Jubilarin eine Freude bereiten konnte. Oder auch, wenn ich mal «Klartext» reden musste, weil am Mittagstisch während der Moderation geschwatzt wurde ...

Daniel Mörgeli, 55, arbeitet als Sozialdiakon in der Ref. Kirche Ittigen (BE).

Das Mittagstisch-Team am jährlichen Ausflug als Zeichen der Wertschätzung.

80 Kinder, 80 Freiwillige

Seit dem Sommer 2023 arbeite ich in der Gellertkirche in Basel und leite die «Kirche für Kinder». Für mich ist ein Traum wahr geworden: Ich darf das Evangelium auf kreative Art weitergeben und die Kinder in ihrem Glaubensleben begleiten.

An einem Sonntagmorgen werden durchschnittlich 80 Kinder in verschiedenen Kindergottesdienst-Gefässen begrüsst. Ja, die Gellertkirche ist gross und viele Kirchenmitglieder sind aktiv. Für den Bereich der Kinder engagieren sich rund 80 Freiwillige regelmässig. Daher besteht meine Arbeit zu einem grossen Teil aus dem Begleiten und Schulen von Freiwilligen sowie dem Organisieren und Koordinieren von Anlässen und Projekten. Ich arbeite also mit unterschiedlichen Generationen zusammen und erlebe dies als sehr wertvoll. Viele von Gott gegebene Talente schlummern in Gemeindegliedern und werden in den Kinderangeboten (wieder)entdeckt. Das mitzuerleben ist für mich immer wieder ein Geschenk.

Wir dürfen in Wort und Tat die Biblische Wahrheit weitergeben.
Tiana Joy Vöhringer Sozialdiakonin

Neben der Zusammenarbeit mit den Freiwilligen ist die Arbeit mit den Kindern und deren Familien ein wichtiger Bestandteil meiner Tätigkeit – sei es am Sonntagmorgen, in der Kinderwoche, mit dem Weihnachtsmusical oder Projekten in Zusammenarbeit mit anderen Bereichen etc. Wir dürfen in Wort und Tat die Biblische Wahrheit weitergeben.

Im letzten Frühling nach dem Gottesdienst sagte ein Kind zu seiner Mutter: «Wenn i mol gross bin, wett ich au das schaffe, wo d Tiana schafft und vo Jesus verzelle.» Welch eine Ermutigung!

Tiana Joy Vöhringer, 24, arbeitet als Sozialdiakonin und leitet die «Kirche für Kinder» in der (Ref.) Gellertkirche Basel.

Tiana Joy beim Guezle in der «Kirche für Kinder»

Kreativ, spontan, farbig, menschlich

Ich arbeite seit Frühling 2016 als Sozialdiakonin und seit Sommer 2020 zusätzlich als Katechetin in der Reformierten Kirchgemeinde Steffisburg. Zu Beginn meiner Tätigkeit war Kinder- und Jugendarbeit mein Schwerpunkt. Schon bald merkte ich, dass mir das Jugendalter nicht wirklich liegt und ich den Draht zu den jüngeren Kindern schneller finde. So reduzierte ich nach der Geburt unseres ersten Kindes mein Pensum und konnte meinen Arbeitsschwerpunkt zu den Familien verlagern.

Meine Arbeitsgebiete sind sehr vielseitig – das finde ich grossartig an unserem Beruf. Drei Beispiele: Ich leite die Krabbelgruppe – ein Angebot für Eltern/Grosseltern mit ihren Kindern/Enkelkindern von 0 bis ca. 3 Jahren. Wir spielen gemeinsam und tauschen aus. Mit dabei bin ich beim Spielbus-Team. Der Spielbus ist ein offenes Angebot für Kinder und ihre Eltern und ist in verschiedenen Quartieren in Steffisburg unterwegs. Die Kinder und Jugendlichen dürfen mit Gokarts und anderen ausgefallenen Fahrzeugen herumdüsen. Jeweils in den Herbstferien bieten wir die Kinderplauschtage an – ein Angebot für alle Kinder vom 1. Kindergarten bis zur 6. Klasse.

Ich bin so dankbar, dass ich einen Beruf ausüben darf, welcher abwechslungsreich, kreativ, familientauglich, spontan, witzig, farbig und menschlich ist.
Jennifer Brülhart Sozialdiakonin

Ich geniesse den persönlichen Kontakt mit den Kindern und Eltern sehr. Dabei gibt es auch immer wieder direkte Feedbacks und das schätze ich sehr. Ich bin so dankbar, dass ich einen Beruf ausüben darf, welcher abwechslungsreich, kreativ, familientauglich, spontan, witzig, farbig, menschlich und noch vieles mehr ist.

Jennifer Brülhart, 34, arbeitet als in der Ref. Kirche Steffisburg (BE).

Mit Verein zusammenspannen

Ich arbeite seit August, also erst seit wenigen Wochen, in der Kirche Erlinsbach als Sozialdiakonin. Im Moment bin ich noch mit meinem Einstieg beschäftigt: Menschen kennenlernen, mich vernetzen, Bestehendes weiterführen.

Wir sind eine typische Dorfkirche in einem sehr ländlichen Umfeld. Zu meinen Aufgaben gehören Kinder- und Jugendprogramme sowie der Konfirmationsunterricht. Zudem beteilige ich mich an Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Der Verein «Interessensgemeinschaft Inklusion Erlinsbach» wurde vor einigen Jahren gegründet. Der Verein bietet praktische Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Handicap sowie für Alleinstehende. Unsere Kirche unterstützt den Verein und stellt Finanzen und Ressourcen zur Verfügung. Mit einem Teil meiner Anstellung möchte die Kirche nun ihr Engagement intensivieren. Auf diese Weise diakonisch zu arbeiten, war mein Wunsch. Dieses Projekt entspricht ziemlich genau dem, was wir am TDS unter dem Stichwort «Sozialraumorientierung» gelernt haben: Als Kirche die Bedürfnisse des Ortes wahrnehmen und ihnen begegnen – am besten in Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen.

Das Projekt entspricht ziemlich genau dem, was wir am TDS unter dem Stichwort «Sozialraum­orientierung» gelernt haben.
Yvonne Hunziker Sozialdiakonin

Ich merke schon in diesen ersten Wochen, dass unsere Angebote geschätzt werden. Das motiviert mich für diesen Beruf. Viele Freiwillige beteiligen sich. Unsere Kirche ist für unser Dorf relevant.

Yvonne Hunziker, 25, arbeitet als Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Erlinsbach und als Katechetin in der Ref. Kirche Gränichen.