Interview

45 Jahre besorgt um die TDS-Finanzen

Hansjörg Burger

Hansjörg Burger wurde 1978 in den Vorstand des TDS Aarau berufen. In seinen 45 Jahren erlebte er vier Präsidenten, vier Geschäftsführerinnen und vier Rektoren. Dieses Jahr trat er altershalber und aus gesundheitlichen Gründen zurück. Matthias Ackermann hat den 76-Jährigen und seine Frau Elisabeth zum Gespräch getroffen.

Lieber Hansjörg, die Anzahl Jahre deines Engagements im Vorstand des TDS sind wohl der absolute Rekord. Wie fing alles an?

Die SEB (Schweizerische Evangelische Bibelschule – so hiess das TDS damals) war in den frühen Jahren noch klein: Vier bis zehn Studierende jährlich. Doch es wuchs. Im Jahr 1978 suchte man einen Kassier. Pfarrer Henny, der damalige Präsident, kannte mich von der Minoritätsgemeinde Aarau. Er rief mich an – und ich sagte kurz darauf zu.

Welches war deine Motivation?

Ich war Treuhänder von Beruf, das passte. Zudem war mir klar: Eine Institution ohne Kassier – das geht nicht.

Wie hast du dein Engagement, Arbeit und Familie unter einen Hut gebracht?

Neben den Zahlen hatte ich keine Hobbies. Und ich muss zugeben: Ich verbrachte auch wenig Zeit mit meinen Kindern – fast weniger als heute mit meinen Grosskindern. Ich war nach meiner Lehre mein gesamtes Berufsleben lang bei der gleichen Treuhandfirma zu 100 % angestellt. Nach der Konfirmation trat ich dem Cevi Aarau bei und übernahm später die Finanzen. Neben dem TDS-Vorstand war ich auch noch Finanzverwalter des Cevi-Ferienheims Rothornblick in Flühli. Zudem übernahm ich die Buchhaltung der Minoritätsgemeinde Aarau. Heute unterstütze ich nur noch unsere Kirchenpflege in Erlinsbach bei den Finanzen.

Du brauchtest keinen Ausgleich, Hansjörg?

Die ehrenamtliche Arbeit war für mich der Ausgleich zum Beruf. Zudem verbrachten wir als Familie Skiferien im Winter und Wanderferien im Sommer.

Elisabeth, wie war das für dich? Wie sah dein Alltag aus?

Elisabeth: Fürs TDS habe ich Hansjörg gerne freigestellt. Ich habe selber immer zu 40 % in meinem Beruf als Krankenschwester und Hebamme gearbeitet ausser den zwei Pausen nach der Geburt unserer Kinder. Im Gegensatz zu Hansjörg war ich auch im Dorf aktiv – und bin es bis heute: In der Kirche und im Turnverein.

Hansjörg, wie hast du die Zusammenarbeit mit dem TDS-Team erlebt?

Ich habe immer eng mit der Geschäftsführung zusammengearbeitet – die meiste Zeit mit Maya Künzle, das klappte sehr gut. Ich habe berechnet, kontrolliert, beraten. Wir haben die Anträge diskutiert, und wenn wir uns einig waren, kamen diese im Vorstand durch.

Die Geschichte unserer Liegenschaften ist geprägt von glücklichen Fügungen.
Hansjörg Burger ehem. Vorstand, verantwortlich für die Finanzen

Zwei Highlights aus deiner Zeit?

Die Geschichte unserer Liegenschaften ist geprägt von glücklichen Fügungen. Ein Beispiel: Der Bau des jetzigen Schulgebäudes an der Frey-Herosé-Strasse 9. Wir brauchten einen Baukredit von ca. 4 Mio. Franken. Ich machte eine Zusammenstellung unseres Vorhabens und unserer finanziellen Situation und legte sie einem Bankangestellten der NAB (Neue Aargauer Bank) vor, den ich kannte. Zwei Wochen später hiess es: «Ich glaube an Ihr Projekt. Ihr könnt den Kredit haben!» Das war grossartig, wir hatten nicht so viele Reserven.

Ein anderes Beispiel: Das Aare-Haus, in dem sich heute die neuen Klassenzimmer befinden, konnten wir 2004 kaufen. Zu dieser Zeit dachte man nicht daran, die Schule zu erweitern. Aber wegen des guten Standorts so nahe beim Bahnhof war das Gebäude doch sehr attraktiv. Mit dem ehemaligen Besitzer – die Aare-Werke Aargau – machten wir ab: Wir erstellen unabhängig voneinander je eine Schätzung, dann besprechen wir uns. Die beiden Offerten hatten eine Differenz von nur 100’000 Franken. In einer Viertelstunde einigten wir uns auf den Kaufpreis in der Mitte: 4’260’000 Franken. Der Ausbau erfolgte dann erst viele Jahre später.

Hansjörg und Elisabeth Burger werden an der Mitgliederversammlung im November 2023 für ihr ausserordentliches Engagement verdankt – begleitet von einer "standing ovation".

Gab es auch Herausforderungen?

Ein einziges Mal waren wir mit den Finanzen recht knapp. In einer Retraite diskutierten wir über Lösungen: Löhne kürzen oder aufschieben, bei den Gläubigern um Aufschub bitten und mit den Banken über Erstreckung unserer Zins- oder Rückzahlungen verhandeln. Dank Spenden und Legaten kam es glücklicherweise nie soweit. Im Gegenteil: Wir erhielten immer wieder Legate und konnten Amortisationen tätigen und Rückstellungen bilden.

Du bist in diesem Jahr altershalber und aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Was ist vorgefallen? Wie geht es dir heute?

Eine Lungen- und Brustfellentzündung haben die Winterferien Mitte Februar dieses Jahres beendet. Ich wurde ins Spital gebracht und später operiert. Ich war sehr geschwächt, hatte Schluck- und Atembeschwerden und Mühe beim Gehen und mit dem Gleichgewicht. Nach dem langen Spitalaufenthalt war ich mehrere Wochen in der Rehabilitationsklinik Barmelweid und bin nun seit Ende Juni wieder zu Hause. Mit Hilfe meiner Frau Elisabeth geht es langsam aufwärts. Ich kann wieder normal essen und der Rollator gibt mir Sicherheit unterwegs. Zweimal wöchentlich gehe ich ins betreute Krafttraining. Bis fast Ende September konnten wir täglich schwimmen gehen – das freute mich sehr.

Hansjörg Burger wurde an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung im November 2023 offiziell verabschiedet. Hansjörgs Nachfolger im Vorstand des TDS ist Dietmar Burkhard. Das Gespräch führte Matthias Ackermann.